Wir verneigen uns vor einer großartigen, liebevollen Mutter, Ehefrau und Großmutter, einer herausragenden Unternehmerpersönlichkeit, hoch geschätzt im In- und Ausland, die trotz zahlreicher schwerer Verletzungen nie den Mut und Tatendrang verlor und immer Familie und Unternehmen in den Vordergrund stellte – Ein langes und aufregendes Leben und außerordentlich beachtliches Lebenswerk, welche es verdient hätten, verfilmt zu werden.
Bereits als 16-jähriges Mädchen, vor den Gräueltaten des tschechischen Mobs auf der Flucht, handelte sie mit den sowjetischen Besatzern einen Zug nach Wien für 200 weitere Flüchtlinge aus. Barfuß und mittellos in Wien angekommen, begann sie, auf fremden Gewerbeschein neben dem Studium zu arbeiten, und legte den Grundstock für „Ihre“ Firma, die über Jahrzehnte und bis zuletzt mit ihrer Tatkraft immer weiter ausgebaut wurde.
Ihr Motto trotz niederschmetternder Schicksalsschläge, niemals aufzugeben, immer weiter, Rückschläge als Ansporn zu sehen, das Schlechte auszublenden und das Gute dankbar anzunehmen und sich daran zu erfreuen, waren stets Inspiration, Motivation und Vorbild für unzählige Wegbegleiter. Wir begraben einen herausragenden Menschen mit Herzensbildung und Weitblick, der stets unermüdlich bemüht war, zu dienen. Eine Pionierunternehmerin, die sich nie korrumpieren ließ, die Einvernahme ihrer Person durch Angebote sämtlicher politischen Parteien ausschlug und es vorzog, ohne staatlicher Günstlingswirtschaft, im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten und ihrem ausgeprägten unternehmerischen Talent, einen härteren, dafür ehrenhafteren Weg zu gehen. Sie war eine Autorität ohne autoritär zu sein.
Eine Persönlichkeit mit Charakter, Niveau, Noblesse und Bildung, eine Grande Dame, die über unzählige Talente verfügte und sich nie mit dem Gewöhnlichem zufrieden gab. Sie hatte den Kennerblick für das Authentische, das Kunstvolle und Hochwertige, sie hatte Stil und Geschmack in allen Bereichen des Lebens, sie war eine ebenso leidenschaftliche wie ausgezeichnete Köchin und Gastgeberin und liebte es, in kultiviertem Ambiente, Gäste mit erlesenen Gerichten zu verwöhnen.
Die Wertschätzung für Nahrungsmittel prägte ihr Vater, der riesige Agrargüter leitete, sowie die Not, der Hunger und das Leid, welchen sie in der Jugend ausgesetzt war. Oft erzählte sie über ihre bis zu 50 Km über Stock und Stein Hamsterfahrten für einen Weg mit dem Fahrrad, nur um einen Leib Brot zu ergattern. Sie erzählte mit strahlenden Augen von dem Glücksgefühl nach einer erfolgreichen Fahrt, und verwies bei derartigen Erzählungen immer auf ihre Kompromisslosigkeit bei Verschwendung von Nahrungsmittel. Ihr Vater war für sie ein wesentlicher Mentor, der in ihr den Lebenswillen und die Lebensfreude genauso förderte, wie die Neugierde und den Forscherdrang.
Ihr Leben war geprägt von Liebe für die Familie und Freunde, Geradlinigkeit, Disziplin, Fleiß, Wissenshunger, Maßhaltigkeit und Bodenständigkeit.
Möge ihre Seele, vereint mit jenen ihrer Tochter, ihres Mannes, ihrer Eltern und allen anderen lieben Vorangegangen, insbesondere auch ihrem geliebten Diogenes, Ewigen, Göttlichen Frieden finden.
Kapitel „Lob und Preis“ aus den Memoiren von Liselotte Finze.
Eine von vielen prägenden Erfahrungen in Ihrem Leben.
Dem hl. Thaddäus Lob und Dank für all seine Hilfe, die er mir in meinem Leben angedeihen ließ. Dank auch meiner Mutter, die mir das Vertrauen und die Liebe zum hl. Thaddäus nahe gebracht hatte.
Es klingt absurd, aber es sind wirklich wahre Geschichten, die mir in meinem Leben widerfahren sind.
Zu Kriegsende hatte mein Vater, meine Mutter, meine Geschwistern und mich nach Teplic Schönau in unseren Zweitwohnsitz geschickt. Dieses Haus hat mein Vater ursprünglich seinen Eltern gekauft. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er es ein zweites Mal gekauft, in dem er seinen fünf Geschwistern die Erbanteile ausbezahlt hatte. Dieses Haus sollte für kurze Zeit unsere Herberge sein. Mein Vater ist in den Büros seines Amtes in Prag verblieben und hatte dort das Kriegsende erlebt. Am 8. Mai hatten die Russen sein Büro besetzt und ihn in Gefangenschaft genommen. Die Begegnung meines Vaters mit den hohen Besatzungsoffizieren verlief gegenseitig hochachtungsvoll und respektvoll. Obwohl die Russen praktisch alles in Beschlag genommen hatten, traten sie in Verhandlungen mit meinem Vater. Dieser hatte nach Kriegsende zur Bedingung gestellt, dass er alle Vorräte nur dann übergeben würde, wenn die Russen ihm die Zusicherung gäben, noch alle Rote Kreuz-Züge, die in der Tschechoslowakei standen, mit Lebensmitteln zu versorgen und sie heil über die Grenze zu bringen. Am 13. Mai bestätigten die Russen die Durchführung seines Auf-trages und beabsichtigten nun, meinen Vater in Gefangenschaft zu nehmen. Mein Vater erwiderte, dass er an einem 13. noch nie in seinem Leben eine Entscheidung getroffen hätte. Der russische General nahm die Entgegnung zur Kennt-nis und akzepierte die Position meines Vaters. Am 14. Mai darauf wurden allerdings weitere Verhandlungen seitens der Russen eingestellt. Ab diesem Moment begann die wundersame Rettung meines Vaters, die – wovon wir alle überzeugt sind – einfach durch das Gebet zum hl. Thaddäus erst überhaupt bewerkstelligt werden konnte.
Die Mitarbeiter meines Vaters, die sich am 13. Mai bereits entschlossen hatten, lieber in russische Gefangenschaft zu gehen als die Hölle in Prag zu erleben, sind über Umwege bis nach Sibirien verbracht worden. Die 5 getreuen Mitarbeiter meines Vaters, die meinten, sie würden sich so wie der Chef entscheiden, sind nach einem zweitägigen Marsch nach Teplic Schönau verbannt worden. Es waren damals 16.000 Deutsche Gefangene, die von den Russen nach Teplic Schönau deportiert wurden und dort auf den freien Flächen, vermutlich der Kodak Werke, unter freiem Himmel untergebracht und ihrem Schicksal überlassen wurden. Es gab keine Baracken, es gab nichts!
Durch diesen zweitätigen Marsch von Prag nach Teplic Schönau, waren diese 16.000 Mann sehr mitgenommen und in körperlich schlechtestem Zustand. Die Bevölkerung von Teplic Schönau hatte ohne Verabredung sofort begonnen, Suppen zu kochen und die vorhandenen Lebensmittel an die vorbeiziehenden Gefangenen zu verteilen – Darunter auch meine Mutter – ständig betend zum hl. Thaddäus. Während meine Mutter vor Ort auch Suppen und Brot verteilt hatte, kam eine Dame zu uns ins Haus und sagte: „Da ist einer dabei, der heißt Egermann und hat mich hergeschickt, weil er sagte, hier wäre meine Familie“. Als meine Mutter vom Suppen austeilen zurück kam, teilte ich ihr die Frohbotschaft mit. Wir sind dann gemeinsam geeilt, um meinen Vater zu suchen. Unterwegs sprach ein Tscheche meine tränenüberströmte Mutter an und fragte sie, ob vielleich auch ihr Mann dabei wäre. Sie bejahte die Frage und er meinte darauf: „Machen sie sich nichts daraus, ich bin der ….. (Name leider vergessen), aber gehen sie zum Narodnivybor und berufen sie sich auf mich“. Meine Mutter und ich gingen zum …. , beriefen uns auf diesen Herrn und siehe da, wir bekamen einen Zettel mit einem Stempel – und das war es. Mit diesem Zettel gingen wir dann zu der Wache, wo die Soldaten inhaftiert waren. Diese gab uns ein Zeichen, dass wir durch das Lager gehen und den Mann suchen sollten. Es gelang uns tatsächlich, meinen Vater zu finden. Seine gesundheitlichen und körperlichen Zustände waren unter aller Kritik und wir schleppten ihn mühsam zu diesem Wachebeamten. Angesichts des nahezu sterbenden Mannes sagte der Russe:“ Dawei“ – und mein Vater wurde aus der russischen Gefangenschaft entlassen.
Kapitel „Lob und Preis“ aus den Memoiren von Liselotte Finze.
Eine von vielen prägenden Erfahrungen in Ihrem Leben.
Wenn man sich vorstellt, dass auf so primitive Weise jemand der russischen Gefangenschaft entgehen konnte, kann man nur an ein Wunder glauben – und dieses Wunder ist nur durch die Hilfe des hl. Thaddäus vollbracht worden. Seit dieser Zeit bin ich voll Demut und Dank erfüllt und ich weiss, dass dieser in ausweglosen Situationen, wenn man sich durch eigene Kraft nicht mehr zu helfen weiss, sicher ein wirkungsvoller Helfer in allen unseren Belangen ist.
Wir hatten noch sehr viele abenteuerliche Sachen erlebt in der Tschechoslowakei, in Teplic Schönau und irgendwo war immer eine schützende Hand über uns. Ich kann viele Geschichten erzählen, will aber nur eine – noch sehr markante – herausgreifen:
Im Laufe der Wochen wurden natürlich die Lebensmittel knapp. Es war für meinen Vater nicht ratsam, auf die Straße zu gehen, denn jeder Mann war mehr oder weniger gefährdet, von den Tschechen wieder verschleppt zu werden. Meine Mutter, die ohnedies mit meinen zwei kleinen Geschwistern und mit ihrem eigenen Leiden sehr beschäftigt war, war auch nicht unbedingt prädestiniert kämpferisch vorzugehen – also blieb ich übrig. Als junges Mädel – dünn und aufgeschossen hatte ich relativ harmlos ausgesehen. Ausserdem war ich geprägt von einem starken Überlebenswillen, auch praktisch genug veranlagt, um in dieser Situation etwas zu unternehmen. Daher entschloss ich mich auszugehen, um irgendwo Lebensmittel aufzutreiben.
Die Straßen waren meistens menschenleer und es war ein bißchen gespenstisch, da umher zu streifen.
Plötzlich blieb mit quietschenden Bremsen ein Auto vor mir stehen. Ein Tscheche stieg aus und sagte: „Kiss die Hand Freilein“. Ich bin fürchterlich erschrocken, aber er setzte fort: „Kennen sie mich nicht? ich bin der Zaceck“. Ich musste vereinen, ich kannte ihn nicht, aber er klärte mich unmittelbar danach auf: „ Ihr Vater hat mich vor der Gestapo gerettet und wenn sie jetzt in Not sind, möchte ich ihnen helfen.“ Ich war ganz erstaunt über diese Nachricht und wusste nicht, ob er nur aushorchen wollte, wo mein Vater sei. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich mich verhalten sollte.
Die Entscheidung wurde mir relativ leicht gemacht, denn als ich in unser Haus zurück kam, weihten mich meine Eltern von ihrem Plan ein. Sie informierten mich darüber, dass soeben eine tschechische Kommission im Haus anwesend war. Das Haus sollte demnach beschlagnahmt werden und wir, alle getrennt, in ein Lager deportiert werden. Meine Eltern meinten, sie hätten noch eine Flasche Cognac, die sie meinen kleineren Geschwistern einflößen und danach das Gas aufdrehen könnten. Von so einem Plan wollte ich absolut nichts wissen, ich schlug zur Sicherheit die Fensterscheibe in der Küche ein und entgegnete:“ Wenn wir schon irgendwie zu Grunde gehen müssen, dann geben wir doch Zaceck eine Chance“ und erzählte ihnen die Geschichte von meiner Begegnung mit diesem. Wir verfügten wirklich nicht über sehr viele andere Alternativen in diesem Moment, also suchten wir Zaceck auf. Er war in der Zwischenzeit von der kommunistischen Partei ein hoher Funktionär geworden und hatte uns auch zugesichert, so lange er in Teplic Schönau sei, würde er dafür sorgen, dass wir in unserem Haus bleiben könnten. Nach einigen Wochen kam er jedoch, um uns die Empfehlung auszusprechen, den nächst möglichen Transport nach Wien zu nehmen, weil er selber nach Komm??? versetzt würde und er daher für unsere weitere Sicherheit nicht mehr garantieren könne. Diesen Rat befolgten wir und kamen dann im August 1945 mit dem ersten Transport von der Tschechoslowakei nach Wien. Aber war das nicht wieder ein Wunder? Oder soll man sagen, dass gute Taten sich lohnen? Als mein Vater ihn vor der Gestapo bewahrte, hat er sich ja selbst in große Gefahr begeben. Ich weiss nicht, wie die Gesetze sind, aber für uns ist es gut ausgegangen und dafür DANK SEI GOTT DEM HERRN.
Dkfm. Liselotte Finze
* 16.05.1929 – ✝︎ 20.05.2024
Wir verneigen uns vor einer großartigen, liebevollen Mutter, Ehefrau und Großmutter, einer herausragenden Unternehmerpersönlichkeit, hoch geschätzt im In- und Ausland, die trotz zahlreicher schwerer Verletzungen nie den Mut und Tatendrang verlor und immer Familie und Unternehmen in den Vordergrund stellte – Ein langes und aufregendes Leben und außerordentlich beachtliches Lebenswerk, welche es verdient hätten, verfilmt zu werden.
Bereits als 16-jähriges Mädchen, vor den Gräueltaten des tschechischen Mobs auf der Flucht, handelte sie mit den sowjetischen Besatzern einen Zug nach Wien für 200 weitere Flüchtlinge aus. Barfuß und mittellos in Wien angekommen, begann sie, auf fremden Gewerbeschein neben dem Studium zu arbeiten, und legte den Grundstock für „Ihre“ Firma, die über Jahrzehnte und bis zuletzt mit ihrer Tatkraft immer weiter ausgebaut wurde.
Ihr Motto trotz niederschmetternder Schicksalsschläge, niemals aufzugeben, immer weiter, Rückschläge als Ansporn zu sehen, das Schlechte auszublenden und das Gute dankbar anzunehmen und sich daran zu erfreuen, waren stets Inspiration, Motivation und Vorbild für unzählige Wegbegleiter. Wir begraben einen herausragenden Menschen mit Herzensbildung und Weitblick, der stets unermüdlich bemüht war, zu dienen. Eine Pionierunternehmerin, die sich nie korrumpieren ließ, die Einvernahme ihrer Person durch Angebote sämtlicher politischen Parteien ausschlug und es vorzog, ohne staatlicher Günstlingswirtschaft, im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten und ihrem ausgeprägten unternehmerischen Talent, einen härteren, dafür ehrenhafteren Weg zu gehen. Sie war eine Autorität ohne autoritär zu sein.
Eine Persönlichkeit mit Charakter, Niveau, Noblesse und Bildung, eine Grande Dame, die über unzählige Talente verfügte und sich nie mit dem Gewöhnlichem zufrieden gab. Sie hatte den Kennerblick für das Authentische, das Kunstvolle und Hochwertige, sie hatte Stil und Geschmack in allen Bereichen des Lebens, sie war eine ebenso leidenschaftliche wie ausgezeichnete Köchin und Gastgeberin und liebte es, in kultiviertem Ambiente, Gäste mit erlesenen Gerichten zu verwöhnen.
Die Wertschätzung für Nahrungsmittel prägte ihr Vater, der riesige Agrargüter leitete, sowie die Not, der Hunger und das Leid, welchen sie in der Jugend ausgesetzt war. Oft erzählte sie über ihre bis zu 50 Km über Stock und Stein Hamsterfahrten für einen Weg mit dem Fahrrad, nur um einen Leib Brot zu ergattern. Sie erzählte mit strahlenden Augen von dem Glücksgefühl nach einer erfolgreichen Fahrt, und verwies bei derartigen Erzählungen immer auf ihre Kompromisslosigkeit bei Verschwendung von Nahrungsmittel. Ihr Vater war für sie ein wesentlicher Mentor, der in ihr den Lebenswillen und die Lebensfreude genauso förderte, wie die Neugierde und den Forscherdrang.
Ihr Leben war geprägt von Liebe für die Familie und Freunde, Geradlinigkeit, Disziplin, Fleiß, Wissenshunger, Maßhaltigkeit und Bodenständigkeit.
Möge ihre Seele, vereint mit jenen ihrer Tochter, ihres Mannes, ihrer Eltern und allen anderen lieben Vorangegangen, insbesondere auch ihrem geliebten Diogenes, Ewigen, Göttlichen Frieden finden.
Kapitel „Lob und Preis“ aus den Memoiren von Liselotte Finze.
Eine von vielen prägenden Erfahrungen in Ihrem Leben.
Dem hl. Thaddäus Lob und Dank für all seine Hilfe, die er mir in meinem Leben angedeihen ließ. Dank auch meiner Mutter, die mir das Vertrauen und die Liebe zum hl. Thaddäus nahe gebracht hatte.
Es klingt absurd, aber es sind wirklich wahre Geschichten, die mir in meinem Leben widerfahren sind.
Zu Kriegsende hatte mein Vater, meine Mutter, meine Geschwistern und mich nach Teplic Schönau in unseren Zweitwohnsitz geschickt. Dieses Haus hat mein Vater ursprünglich seinen Eltern gekauft. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er es ein zweites Mal gekauft, in dem er seinen fünf Geschwistern die Erbanteile ausbezahlt hatte. Dieses Haus sollte für kurze Zeit unsere Herberge sein. Mein Vater ist in den Büros seines Amtes in Prag verblieben und hatte dort das Kriegsende erlebt. Am 8. Mai hatten die Russen sein Büro besetzt und ihn in Gefangenschaft genommen. Die Begegnung meines Vaters mit den hohen Besatzungsoffizieren verlief gegenseitig hochachtungsvoll und respektvoll. Obwohl die Russen praktisch alles in Beschlag genommen hatten, traten sie in Verhandlungen mit meinem Vater. Dieser hatte nach Kriegsende zur Bedingung gestellt, dass er alle Vorräte nur dann übergeben würde, wenn die Russen ihm die Zusicherung gäben, noch alle Rote Kreuz-Züge, die in der Tschechoslowakei standen, mit Lebensmitteln zu versorgen und sie heil über die Grenze zu bringen. Am 13. Mai bestätigten die Russen die Durchführung seines Auftrages und beabsichtigten nun, meinen Vater in Gefangenschaft zu nehmen. Mein Vater erwiderte, dass er an einem 13. noch nie in seinem Leben eine Entscheidung getroffen hätte. Der russische General nahm die Entgegnung zur Kenntnis und akzepierte die Position meines Vaters. Am 14. Mai darauf wurden allerdings weitere Verhandlungen seitens der Russen eingestellt. Ab diesem Moment begann die wundersame Rettung meines Vaters, die – wovon wir alle überzeugt sind – einfach durch das Gebet zum hl. Thaddäus erst überhaupt bewerkstelligt werden konnte.
Die Mitarbeiter meines Vaters, die sich am 13. Mai bereits entschlossen hatten, lieber in russische Gefangenschaft zu gehen als die Hölle in Prag zu erleben, sind über Umwege bis nach Sibirien verbracht worden. Die 5 getreuen Mitarbeiter meines Vaters, die meinten, sie würden sich so wie der Chef entscheiden, sind nach einem zweitägigen Marsch nach Teplic Schönau verbannt worden. Es waren damals 16.000 Deutsche Gefangene, die von den Russen nach Teplic Schönau deportiert wurden und dort auf den freien Flächen, vermutlich der Kodak Werke, unter freiem Himmel untergebracht und ihrem Schicksal überlassen wurden. Es gab keine Baracken, es gab nichts!
Durch diesen zweitätigen Marsch von Prag nach Teplic Schönau, waren diese 16.000 Mann sehr mitgenommen und in körperlich schlechtestem Zustand. Die Bevölkerung von Teplic Schönau hatte ohne Verabredung sofort begonnen, Suppen zu kochen und die vorhandenen Lebensmittel an die vorbeiziehenden Gefangenen zu verteilen – Darunter auch meine Mutter – ständig betend zum hl. Thaddäus. Während meine Mutter vor Ort auch Suppen und Brot verteilt hatte, kam eine Dame zu uns ins Haus und sagte: „Da ist einer dabei, der heißt Egermann und hat mich hergeschickt, weil er sagte, hier wäre meine Familie“. Als meine Mutter vom Suppen austeilen zurück kam, teilte ich ihr die Frohbotschaft mit. Wir sind dann gemeinsam geeilt, um meinen Vater zu suchen. Unterwegs sprach ein Tscheche meine tränenüberströmte Mutter an und fragte sie, ob vielleicht auch ihr Mann dabei wäre. Sie bejahte die Frage und er meinte darauf: „Machen sie sich nichts daraus, ich bin der ….. (Name leider vergessen), aber gehen sie zum Narodnivybor und berufen sie sich auf mich“. Meine Mutter und ich gingen zum …. , beriefen uns auf diesen Herrn und siehe da, wir bekamen einen Zettel mit einem Stempel – und das war es. Mit diesem Zettel gingen wir dann zu der Wache, wo die Soldaten inhaftiert waren. Diese gab uns ein Zeichen, dass wir durch das Lager gehen und den Mann suchen sollten. Es gelang uns tatsächlich, meinen Vater zu finden. Seine gesundheitlichen und körperlichen Zustände waren unter aller Kritik und wir schleppten ihn mühsam zu diesem Wachebeamten. Angesichts des nahezu sterbenden Mannes sagte der Russe:“ Dawei“ – und mein Vater wurde aus der russischen Gefangenschaft entlassen.
Kapitel „Lob und Preis“ aus den Memoiren von Liselotte Finze.
Eine von vielen prägenden Erfahrungen in Ihrem Leben.
Wenn man sich vorstellt, dass auf so primitive Weise jemand der russischen Gefangenschaft entgehen konnte, kann man nur an ein Wunder glauben – und dieses Wunder ist nur durch die Hilfe des hl. Thaddäus vollbracht worden. Seit dieser Zeit bin ich voll Demut und Dank erfüllt und ich weiss, dass dieser in ausweglosen Situationen, wenn man sich durch eigene Kraft nicht mehr zu helfen weiss, sicher ein wirkungsvoller Helfer in allen unseren Belangen ist.
Wir hatten noch sehr viele abenteuerliche Sachen erlebt in der Tschechoslowakei, in Teplic Schönau und irgendwo war immer eine schützende Hand über uns. Ich kann viele Geschichten erzählen, will aber nur eine – noch sehr markante – herausgreifen:
Im Laufe der Wochen wurden natürlich die Lebensmittel knapp. Es war für meinen Vater nicht ratsam, auf die Straße zu gehen, denn jeder Mann war mehr oder weniger gefährdet, von den Tschechen wieder verschleppt zu werden. Meine Mutter, die ohnedies mit meinen zwei kleinen Geschwistern und mit ihrem eigenen Leiden sehr beschäftigt war, war auch nicht unbedingt prädestiniert kämpferisch vorzugehen – also blieb ich übrig. Als junges Mädel – dünn und aufgeschossen hatte ich relativ harmlos ausgesehen. Ausserdem war ich geprägt von einem starken Überlebenswillen, auch praktisch genug veranlagt, um in dieser Situation etwas zu unternehmen. Daher entschloss ich mich auszugehen, um irgendwo Lebensmittel aufzutreiben.
Die Straßen waren meistens menschenleer und es war ein bißchen gespenstisch, da umher zu streifen.
Plötzlich blieb mit quietschenden Bremsen ein Auto vor mir stehen. Ein Tscheche stieg aus und sagte: „Kiss die Hand Freilein“. Ich bin fürchterlich erschrocken, aber er setzte fort: „Kennen sie mich nicht? ich bin der Zaceck“. Ich musste vereinen, ich kannte ihn nicht, aber er klärte mich unmittelbar danach auf: „ Ihr Vater hat mich vor der Gestapo gerettet und wenn sie jetzt in Not sind, möchte ich ihnen helfen.“ Ich war ganz erstaunt über diese Nachricht und wusste nicht, ob er nur aushorchen wollte, wo mein Vater sei. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich mich verhalten sollte.
Die Entscheidung wurde mir relativ leicht gemacht, denn als ich in unser Haus zurück kam, weihten mich meine Eltern von ihrem Plan ein. Sie informierten mich darüber, dass soeben eine tschechische Kommission im Haus anwesend war. Das Haus sollte demnach beschlagnahmt werden und wir, alle getrennt, in ein Lager deportiert werden. Meine Eltern meinten, sie hätten noch eine Flasche Cognac, die sie meinen kleineren Geschwistern einflößen und danach das Gas aufdrehen könnten. Von so einem Plan wollte ich absolut nichts wissen, ich schlug zur Sicherheit die Fensterscheibe in der Küche ein und entgegnete:“ Wenn wir schon irgendwie zu Grunde gehen müssen, dann geben wir doch Zaceck eine Chance“ und erzählte ihnen die Geschichte von meiner Begegnung mit diesem. Wir verfügten wirklich nicht über sehr viele andere Alternativen in diesem Moment, also suchten wir Zaceck auf. Er war in der Zwischenzeit von der kommunistischen Partei ein hoher Funktionär geworden und hatte uns auch zugesichert, so lange er in Teplic Schönau sei, würde er dafür sorgen, dass wir in unserem Haus bleiben könnten. Nach einigen Wochen kam er jedoch, um uns die Empfehlung auszusprechen, den nächst möglichen Transport nach Wien zu nehmen, weil er selber nach Komm??? versetzt würde und er daher für unsere weitere Sicherheit nicht mehr garantieren könne. Diesen Rat befolgten wir und kamen dann im August 1945 mit dem ersten Transport von der Tschechoslowakei nach Wien. Aber war das nicht wieder ein Wunder? Oder soll man sagen, dass gute Taten sich lohnen? Als mein Vater ihn vor der Gestapo bewahrte, hat er sich ja selbst in große Gefahr begeben. Ich weiss nicht, wie die Gesetze sind, aber für uns ist es gut ausgegangen und dafür DANK SEI GOTT DEM HERRN.
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